Einsteigerleitfaden

Der Einstieg ins Rollenspiel

Hallo, wenn du dich hierhin verlaufen hast, dann vermutlich, weil du über Social Media, Streaming oder deinen Bekanntenkreis auf das Thema Rollenspiel aufmerksam geworden bist. Vielleicht hast du ein Let’s Play gesehen oder Rocket Beans oder Critical Role von dem Thema erfahren und möchtest jetzt selbst einmal Rollenspiel ausprobieren. Genau dafür ist dieser Leitfaden gedacht und ich versuche so einfach wie möglich die Kernpunkte zu erläutern und ein paar Hilfen zu liefern, wie man selbst loslegen kann. Ich beziehe mich in meinen Tipps und Hinweisen in der Regel auf das was in der breiten Masse an Rollenspiel Gang und Gebe ist, es gibt immer Spezialformen und Untervarianten, auf die ich aber hier nicht eingehen möchte.

Was ist Rollenspiel?

Beim Rollenspiel setzt man sich mit seinen Mitspielern zusammen, um gemeinsam eine Geschichte zu erzählen und erleben. Einer fungiert dabei als Spielleiter und moderiert das Ganze, während die anderen als Spieler in die Rolle ihrer Charaktere schlüpfen. Ich vergleiche Rollenspiel gerne mit Improvisationstheater. Der Spielleiter ist der Regisseur und erläutert die Szene und ihre Umgebung, er mimt auch die Statisten, also die NPCs und gibt den generellen Rahmen vor. Die Spieler sind die Hauptdarsteller und spielen ihre Rolle. Das Regelwerk legt dabei fest was die einzelnen Spieler können und wie ermittelt wird, ob das was die Hauptdarsteller vorhaben auch möglich ist bzw. wie der Versuch ausgeht.

Was brauche ich zum Rollenspiel?

Was man alles genau braucht, hängt immer vom jeweiligen Rollenspiel ab. Mit Papier und Stift liegt man nie falsch und die meisten Spiele brauchen eine oder mehrere Arten von Würfeln, einige Rollenspiele nutzen aber auch Spielkarten. Wer Online spielen will, der braucht ein Mikrofon oder Headset, einige Runden nutzen auch die Webcam zur Übertragung eines Bildes.

Wo finde ich Leute zum Spielen? Wie spiele ich das?

Anmerkung: Ich schreibe diese Zeilen in Zeiten von Social Distancing und Ausgangsbeschränkungen. Dabei gehe ich auf möglichst viele Arten ein, auch wenn die derzeitige Lage Tischrunden quasi unmöglich macht.

An sich kann man zwischen Tisch- und Online-Runden unterscheiden. Für die erste Variante braucht man die Leute natürlich persönlich anwesend. Das kann Zuhause, in einem Spielegeschäft, im Verein, Jugendzentrum, der Schule, Universität oder auch auf einer Convention stattfinden. Es gibt für vieles Aushänge, etwa in der Uni, es gibt aber auch Online-Angebote, wie auf der Drachenzwinge, dem Spielerverzeichnis oder Spielerzentrale. Ansonsten kann man beim Rollenspielverein in seiner Nähe schauen, was es dort für Möglichkeiten gibt.

Für die zweite Variante kann man ebenfalls die Drachenzwinge nutzen oder PnPNews, die auf ihrem Trello-Board und dem Discord eine ganze Reihe an Runden ausschreiben, gerade zum erstmaligen Kennenlernen. Ich selbst biete dort auch immer wieder Schnupperrunden an. Für die Kommunikation kann man dann Discord, Teamspeak oder etwa Skype nutzen. Für das Würfeln gibt es Bots oder man nutzt Virtual Tabletops (VTT) wie Roll20, MapTools, Fantasy Grounds oder Ähnliches. Alle Varianten bieten unterschiedliche Angebote und haben ihre Vor- und Nachteile.

Womit fange ich an? Welches Spiel soll ich nehmen?

Der Rollenspiel-Markt ist riesig und die Auswahl sehr groß, zumindest wenn es egal ist, ob ein Spiel auf Deutsch oder Englisch ist. Meine Empfehlung zum Vorgehen ist wie folgt:

Macht euch einen Kopf, ob ihr lieber Spieler sein oder als Spielleiter agieren möchtet. Als Spielleiter hat man in der Regel etwas mehr Arbeit, besonders bevor das eigentliche Spiel losgeht, es macht aber auch sehr viel Spaß in viele Rollen schlüpfen zu können und Spielwelt zu gestalten. Als Spieler sollte man sich aktiv mit einbringen und seinen Charakter mit Leben füllen und den Spielleiter unterstützen, denn er ist kein Alleinunterhalter.

Soll die Runde längerfristig sein oder wollt ihr erstmal was ausprobieren? Für viele Spiele gibt es kostenlose Schnellstarter (als PDF) bei denen man eine gekürzte Version der Regeln hat, ein paar fertige Charaktere und ein kleines Abenteuer. Hier bekommt man in der Regel einen guten Eindruck, ob einem das Spiel gefällt ohne Gefahr zu laufen viel Geld auszugeben. Einige Spiele bieten auch kostenlose Varianten ihrer Regeln an oder besitzen ein SRD, wo man alles Online einsehen kann. Wer etwas mehr haben möchte, der kann sich eine Starter Box zulegen, hier gibt es auch vorgefertigte Charaktere, Regeln (meist auch vereinfacht), Abenteuer, Würfel, Aufsteller (die die Figuren und Monster darstellen) und Karten. Ansonsten gibt es natürlich die generellen Regelwerke. Hier gibt es meist die Druckvariante und die PDFs (leider nicht von allen Spielen), wobei man sagen muss, dass die PDFs in der Regel günstiger sind. Hier muss man schauen, es gibt All-in-One-Bücher, die alles mitliefern (Regeln, Charakterbau, Monster und Hintergrundwelt) oder die geteilte Variante in Spieler- und Spielleiterbuch (plus teilweise nochmal extra Monsterbuch). Teilweise werden Informationen zum Hintergrund noch in verschiedene Bände, etwa Regionalbände, aufgeteilt.

Womit genau soll man jetzt anfangen? Das liegt ganz an euch. Ich kann konkrete Spiele empfehlen, die mir gefallen und wenn ihr noch fünf andere Rollenspieler fragt, dann bekommt ihr vermutlich ebenso viele Antworten. Ich persönlich tendiere zu regelleichteren Spielen, aber mein Tipp, überlegt euch was ihr spielen wollt und probiert es aus. Ich kann schlecht jemandem, der unbedingt Star Wars spielen möchte ein My little Pony-RPG empfehlen oder einem Fantasy-Fan ein Cyberpunk-RPG, nur, weil ich es gut finde.

Lasst euch nicht einschüchtern! Es gibt durchaus komplexe Rollenspiele mit viele Regeln und Mechaniken. Grundsätzlich kann man als Einsteiger auch ein solches Rollenspiel zum Einstieg nutzen. Ganz wichtig ist hier aber zu sagen, dass man nicht mit allen Regeln anfangen und schon gar nicht alles wissen muss. Fangt einfach klein an und dann kann man nach und nach mehr dazu nehmen. Wenn man das mit seiner Gruppe klar kommuniziert (potenziell sind das ja auch Neulinge, gerade wenn man als Freundeskreis gemeinsam anfängt) und gemeinsam dran arbeitet, dann kann das nur gut werden und keiner hat Grund zum Meckern (und wenn doch, dann lasst doch denjenigen das Spiel leiten 😉 ).

Habt Spaß! Leider vergessen diesen Punkt sehr viele Leute im Rollenspiel. Es gibt nicht darum seinen Charakter perfekt oder das Abenteuer/die Kampagne so nah wie möglich an den Vorgaben zu spielen. Nein, es geht darum, dass ihr am Tisch (oder am PC) Spaß habt.

Ihr seid euch trotzdem noch unsicher? Dann nutzt Angebote zu Oneshots (Einzelabenteuer), Schnupperrunden oder Proberunden. Gerade Online gibt es ein riesiges Angebot zu den unterschiedlichsten Spielen und Systemen. Hier findet man oft genug Spiele, von denen man noch nie gehört hat, die aber durchaus spannend und vielleicht genau das Richtige für einen sein können.

Und zum Schluss noch etwas ganz Wichtiges, was leider viele Leute vergessen, Kommunikation ist das A und O. Es gibt sehr viele hilfsbereite Spieler und Spielleiter, die man fragen kann. Ihr habt Fragen zu bestimmten Spielen oder Probleme etwas zu verstehen? Einfach in den jeweiligen Communities melden und in der Regel bekommt man sehr schnell Hilfe. Es bricht sich dabei niemand einen Zacken aus der Krone, es gibt keine falschen Fragen, nur dumme Antworten.