Lovecraftesque – Spielbericht und -vorstellung

Gestern Abend haben wir einmal die Vorversion des gerade auf Kickstarter angebotenen Spiels Lovecraftesque ausprobiert. Drei von uns haben überlegt, ob wir in den letzten 24h der Kampagne noch teilnehmen. Aus diesem Grund wird es nicht wie sonst immer einen Bericht und eine Vorstellung geben, sondern ich kombiniere Beides.


Das System:

Lovecraftesque ist ein spielleiterloses System bei dem man gemeinsam eine Geschichte von mysteriösem Horror erlebt. Zunächst wird von der Gruppe gemeinsam der Spielort und die Zeit festgelegt in der gespielt wird. Hier werden auch eventuelle Tabus genannt, falls jemand mit einer Sorte Horror oder gewissen Taten ein Problem hat. Anschließend entsteht der oder die Witness, also die Person, die den Horror er-, aber vielleicht nicht überlebt.

Es gibt drei unterschiedliche Rollen in welche die Spieler schlüpfen. Der Narrator ist der Spielleiter für die jeweilige Szene und er beschreibt alles, eben wie in einem normalen Spiel. Der Witness verkörpert die gemeinsam erstellte Person und reagiert auf die Spielwelt. Alle weiteren Teilnehmer sind Watcher, sie dürfen zusätzlich Beschreiben, aber keine storyrelevanten Informationen beisteuern, das ist dem Narrator vorenthalten. Allerdings können sie weitere NPCs spielen. Nach einer Szene wird am Tisch rotiert, sodass die Rollen immer wechseln.

Im Anschluss werden mehrere Szenen gespielt. Part One ist in fünf Szenen eingeteilt, hier geschehen zwar mysteriöse Dinge, allerdings sind alle noch rational erklärbar. Part Two umfasst bis zu drei Szenen und hier kann die Geschichte bizarre und vielleicht magische Züge annehmen. In jeder Szene gibt es sogenannte Clues, also Hinweise auf das was noch passieren kann oder was im Hintergrund abläuft. Dann kommt der Part Three, eingeleitet durch die Journey into Darkness. Hierbei wird dann die eigentliche Verteilung der Rollen aufgehoben und es geht reihum und jeder trägt wenige Sätze bei, die das große Finale ankündigen. Dann letztlich übernimmt einer der Teilnehmer wieder die Rolle des Narrators und erzählt sein Ende der Szene, während ein anderer den Witness spielt.

Im Epilogue werden dann noch ein paar abschließende Sätze gesagt, wie sich das Leben des Witness entwickelt oder die weitere Geschichte verlief.


Unser Setting:

Wir haben uns das London der 1920er ausgesucht und als mögliche wichtige Orte ein altes Stadthaus an der Themse, die Docks an der Themse, den Tower of London und ein staubiges Antiquariat ausgesucht. Unsere Witness war Elizabeth Dunmore, eine Zeitungsfotografin, die ambitioniert und durchsetzungsfähig ist und deren Ehrgeiz die antreibt es der Männerwelt zu zeigen.

Part One:

Elizabeth ist als Begleitung des alten Reporters Timothy Hunter bei einer Kunstausstellung. Die Zeitung will einen Artikel zur Eröffnung einer Ausstellung von Statuen einer jungen Künstlerin. Hunter ist wenig begeistert und kümmert sich eher um seinen Flachmann als sich groß Notizen zu machen. Elizabeth ist umso faszinierter, die Statuen wirken auf den ersten Blick wie Aktszenen, allerdings haben diese etwas Merkwürdiges und auch Unheimliches an sich. Die Künstlerin ist Mathilda Carster, eine anämische und sehr dünne, fast kränklich wirkende Dame, die zu ihrer Kunst passt. Es sind viele reiche Herrschaften anwesend und sie genießt die Aufmerksamkeit. Als sie Elizabeth erblickt ist sie sehr freundlich und begrüßt sie schon fast freundschaftlich. Ein Satz macht Elizabeth etwas nervös, angeblich ist auch sie von der Muse geküsst und wird bald zurück kehren.

Auf dem Rückweg unterhalten sich Hunter und Elizabeth wenig, der Reporter hat nur wenig mitgeschrieben und so bietet die junge Dame an selbst einen Bericht zu schreiben. Also macht sich Timothy auf in den nächsten Pub und Elizabeth muss alleine nach Hause. Auf dem Weg dahin hat sie das Gefühl verfolgt zu werden und so beeilt sie sich, die Schritte kommen immer näher. Kurz vor ihrem Haus wird sie dann an einer Ecke umgeworfen und ein Blitz löst sich an ihrer Kamera. Als sie hochschaut ist niemand zu sehen. Die Aufregung war zu viel um zu schlafen und so entwickelt sie zunächst die Fotos, allerdings scheint etwas nicht zu stimmen, ein merkwürdiges Licht scheint die Statuen zu umgeben. Sie geht doch schlafen und will am nächsten Tag noch einmal ans Werk gehen.

Aber auch die Neuentwicklung der Fotos ergeben das gleiche Ergebnis. Selbst das Foto vom Verfolger ist schlecht geworden, allerdings glaubt sie ihren Ex-Freund Michael erkennen zu können. Es half nichts, sie musste nochmal zur Ausstellung. Dort war niemand und so machte sie sich einfach ans Fotografieren. Alles wirkt unheimlich und Elizabeth hätte schwören können, dass sich die Statuen bewegt hätten. Allerdings tauchte dann die Künstlerin auf und unterhielt sich mit ihr. Die Haut der Dame war merkwürdig kalt und sie wirkt sehr unheimlich, besonders ihr Grinsen. Als Elizabeth gehen will bekommt sie eine Einladung zu einem Treffen mit einer exklusiven Teilnehmerschaft.

Part Two:

Elizabeth entwickelt neue Fotos, allerdings sind diese wieder nichts geworden. Sie nimmt dann nur Bilder von den Gästen und der Künstlerin und verfasst den Bericht. In einem Café setzt sie sich und meint Michael am Fenster zu sehen, allerdings verschwindet das Bild sofort wieder. Sie bekommt Angst und kehr zurück, das Bild ihres Onkels im Schlafzimmer wirkt auf sie, wie schon am Vortrag, anders, als wenn sich das Gesicht verändert hätte. Sie beschließt zu dem Treffen zu gehen, denn ihre Gedanken sind durcheinander und vielleicht hilft ihr die Teilnahme alles zu erklären.

Elizabeth wird bereits an der Tür erwartet. Der Weg führte in den Keller und dann durch ein einen langen Gang unter die Erde. Der Mann, der sie führt scheint ihren Onkel zu kennen, die Verwirrung wird immer größer. Nach mehreren Minuten unter Tage kommen Beide in einen Raum mit zehn Personen, eine von ihnen ist die Künstlerin. Sie wird begrüßt und erfährt, dass in ihr das Blutlinie ihres Onkels fortgesetzt ist. Jetzt sind alle zwölf Blutlinien wieder vereint und bereit. Ein Diener betritt den Raum, ein belebter Golem, der Elizabeth erneut in Staunen, aber auch Schrecken versetzt. Sie alle bekommen einen schweren Wein serviert und dann geht es weiter durch die Tunnel in einen Raum.

Part Three:

In einem Becken in dem merkwürdigen Raum schwimmt eine stinkende Flüssigkeit. Überall stehen Statuen, so wie in der Ausstellung. Elizabeth kann ihren Onkel als eine davon sehen, genauso wie Michael. Und die Gruppe spricht etwas von einem Ritual. Was soll das? Jeder schneidet sich mit einem Dolch in die Hand und das Blut tropft in das Becken. Auch Elizabeth soll teilnehmen. Das Ritual muss vollführt werden. Die Tür mitten im Raum ist schon fast am bersten und ein mysteriöser grüner Nebel dringt hindurch. Aber Elizabeth weigert sich, sie wird von den anderen in Eile ins Becken gedrückt, doch der Nebel greift nach ihnen. Wer berührt wird, dessen Haut wird weiß und sie scheinen zu erstarren. Elizabeth kann sich befreien, eingehüllt in diese Flüssigkeit. Sie rennt weg, bloß weg von all dem. Sie bemerkt nicht mehr, wie alle Teilnehmer des Rituals zu Statuen werden.

Zuhause angekommen verbrennt sie alles, was an das Erlebte erinnert. Auch Dinge ihres Onkels, Hauptsache sie kommt von den Erinnerungen weg. Auch beschließt sie ihr Haus zu verlassen. Sie hatte es von ihrem Onkel geerbt und der Gedanken beengt ihr die Brust.

Als sie dann später in einen Wagen steigt um sich eine neue Bleibe zu suchen sieht man wie der Nebel zuzieht und einige grüne Schlieren ihren Weg suchen.


Meinungen:

Die ersten beiden Abschnitte waren sehr spannend, es hat viel Spaß bereitet. Allerdings zeigten sich hier schon die ersten Schwächen, denn die Watcher sind größtenteils nur stilles Beiwerk. Auch der Witness ist in einigen Abschnitten etwas teilnahmslos. So schön die Grundidee ist, so wenig durchdacht ist sie. Und genau das zieht sich dann weiter fort. Part Three wurde immer unübersichtlicher, es fehlte ein Faden, jeder hat seinen kleinen Teil mit hinein geschmissen. Der große Höhepunkt hatte sich nicht eingestellt. Vielleicht haben wir Teile des Systems nicht richtig mitgenommen, aber dazu fehlten in der Probeversion einfach die Beispiele und Hilfen. Die Clue-Karten, die man bekommt waren nur teilweise hilfreich, aber man musste sie ja auch nicht nutzen.

Wir waren mit unserem Urteil alle einer Meinung, es war in Ordnung, aber es hakte an allen Ecken und Enden. Nur um gemeinsam eine Geschichte zu erzählen braucht man dieses System definitiv nicht, da löst Fiasko die Aufgabenstellung besser. Gerade was Horrorgeschichten angeht ist es vermutlich besser, wenn einer das Zepter in der Hand hat und alles leitet. Wir haben unsere Versionen am Ende mal verglichen und wir gingen mit unseren Erwartungen deutlich auseinander, was vermutlich auch den Höhepunkt nicht so schön gemacht hat.

Alles in allem wird keiner von uns den Kickstarter unterstützen, das System hat dafür zu viele Schwächen und ist zu vage.


Linkliste:

Kickstarter zu Lovecraftesque

3 Gedanken zu “Lovecraftesque – Spielbericht und -vorstellung

  1. Mir gefällt der Blog-Post! Er hat die Session sehr treffend wiedergegeben.
    Wenn es darum geht _ohne_ viel Vorbereitung eine Grusel-Story zu erspielen, finde ich bisher Tremulus bisher am Besten. Es ist zwar ein herkömmliches Rollenspiel im Gegensatz zu dem kooperativen Erzählspiel, trotzdem wird gemeinsam das Setting mittels Playbook bestimmt.

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  2. Huhu,

    ich finde es schade, dass es scheinbar nicht so gut funktioniert hat. Als ich gelesen hatte, dass ihr das spielt, hätte ich Anderes erwartet.
    Nun. Vielleicht muss man echt auf genau der gleichen Wellenlänge sein wie die anderen Spieler, damit das klappt?
    Auf jeden Fall schön geschrieben und nett zu lesen!

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