Würfelgeflüster – Erzählerische Freiheit, Vorgaben im Spiel und „Was kann ich denn machen?“

Ich habe vor ein paar Tagen eine Proberunde Coriolis angeboten und bei der Nachbesprechung hat einer meiner Spieler ein paar interessante Aussagen gemacht. Es ging darum, was ein Charakter oder die Gruppe machen kann und wie es durch das Spiel festgelegt wird. Hier gibt es natürlich viele verschiedene Ansichten und deshalb will ich mich dem Thema mal etwas genauer widmen.


Stein des Anstoßes war das Raumkampfsystem in Coriolis. Die Runde hat allen Spaß gemacht, und trotzdem wurde angemerkt, dass man ja nur ein paar Wahlmöglichkeiten hat und, dass das Spiel bzw. der Kampf dadurch sehr statisch ist. Das trifft definitiv zu, allerdings kann der SL natürlich sehr viel Einfluss haben, indem er den Spielern mehr Freiraum hat und die vorhanden Optionen dann interpretiert. Für diejenigen, die lieber deutlich freiere Entscheidungen treffen wollen, für die sind Spiele auf PbtA-Basis, OSR oder Fate eine deutlich bessere Wahl, da hier ja keine Vorgaben herrschen. Hier haben sowohl SL als auch Spieler viel Freiraum und der Spielleiter kann sehr individuell auf die Wünsche und Absichten eingehen. Aus diesem Grund werden wir wohl auch die eine oder andere Runde mit solchen Spielen verbringen.

Andererseits liefern feste Vorgaben auch eine gewisse Hilfestellung. Fragged Empire etwa hat sehr genau definierte Manöver, die aber immer mehrere Effekte haben. Wenn ich einen Schnellschuss abgebe, dann kann ich mich gleichzeitig noch bewegen. Alles in der gleichen Aktion. Die gleiche Aktion wäre etwa in Unchartered World noch freier, da es ja ein PbtA-Spiel ist. Ist eines von beiden Spielen jetzt besser oder schlechter? Nein! Denn es kommt immer darauf an, was die Spieler und der Spielleiter sich wünschen und gemeinsam festgelegt haben. Danach sollte entscheiden werden, was gespielt wird. Ein Spiel kann noch so toll sein, wenn es den eigenen Bedürfnissen und Wünschen nicht entspricht, dann wird es keine zufriedenstellende Runde liefern.

Man kann das ganze Prinzip natürlich noch weiter ins Extreme rücken und sich nur auf das verlassen, was irgendwo steht. Oft wird das dann im Spiel davon begleitet, dass gefragt wird, was man denn nun machen kann. Das habe ich schon das ein oder andere Mal erlebt und kommt oft aus dem Bereich der Videospieler. Man ist gewohnt, dass einem das Spiel vorgibt, was man machen kann und folgt dem einfach nur. Aber auch manche Rollenspiele machen das, wenn etwa bestimmte Talente benötigt werden, um überhaupt in der Lage zu sein, Aktion X oder Y durchzuführen. Einige Spiele lassen einem dann nicht einmal den Versuch etwas zu probieren, etwa mit zwei Waffen zu agieren oder einen Schildschlag durchzuführen. Leider brennt sich sowas dann auch in die Köpfe ein.


Fazit:

Wie frei ein System oder Spiel einen Spieler agieren lässt ist sehr unterschiedlich. Was für einen am geeignetsten ist muss man selbst rausfinden, am besten indem man die Spiele einfach ausprobiert. Ich weiß, dass jener Spieler etwa mit Fragged Empire niemals glücklich werden würde, aber etwa mit Unchartered World oder Scum & Villainy absolut glücklich wäre.

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