Vaesen – Alpha-Preview

Wie angedeutet hat Free League die Alpha-Version von ihrem neuen Rollenspiel Vaesen kurz vor Weihnachten an die Backer herausgegeben. Als großer Fan ihrer Spiele habe ich mich direkt mal hineingestürzt und geschaut, was uns das neue Werk so bringt.


Die Alpha umfasst schon fast das gesamte Regelbuch, wobei betont wurde, das einige Kapitel noch umfangreicher werden. Außerdem gibt es noch nicht alle Grafiken, Karten und so. Die Vasesen selbst und die Charaktere haben aber bereits ihre Abbildungen und sehen phantastisch aus.

Vaesen ist wie Tales from the Loop ein Rollenspiel, das auf Basis der Werke eines Künstlers erstellt wurde. Diesmal haben sich die Leute von Free League von Johan Egerkrans „Vaesen: Spirits and Monsters of Scandinavian Folklore“ (auch auf Deutsch unter dem Titel „Nordische Wesen“ erhältlich) inspirieren lassen. Ich finde die Idee klasse und die Bilder von Egerkrans sind ganz große Spitze. Wie so oft hat Free League wieder ein richtig gutes Händchen.

Das Setting ist ein alternatives Skandinavien des 19. Jahrhunderts. Die Macher lassen bewusst viel Spielraum, damit die Gruppe für sich individuell ausmachen kann, wie sie ihr Skandinavien haben wollen, etwa der Grad der Technisierung. Das Wichtigste sind die Vaesen, also mythologische Wesen und Kreaturen, die überall leben. Sie haben ihren eigenen Willen und Motive und diese können mit denen der Bevölkerung kollidieren. Hier kommen die Mitglieder der Society ins Spiel, einer Organisation von Menschen, welche die Vaesen, welche sonst für das menschliche Auge unsichtbar sind, wahrnehmen können. Die Society hat ihren Stützpunkt in Upsala auf einem Schloss, welches nach und nach ausgebaut werden kann. Im fertigten Regelwerk soll es Hilfen geben, wie man die Society in eine Stadt nach Wahl verfrachten kann. Das finde ich persönlich sehr spannend, vor allem wenn man sich mit der Folklore seiner eigenen Region gut auskennt.

Auch Vaesen basiert auf der Year Zero-Engine und wer Mutant: Year Zero, Coriolis, Forbidden Lands, Tales from the Loop oder das Alien RPG kennt, der findet sich sehr gut zurecht. Es gibt wieder die Kombination aus Attribut und Skill (plus eventuelle Items), diesmal hat man sich wieder an TftL und Coriolis orientiert und keine drei Arten von W6 genommen. Natürlich gibt es trotzdem passende Spezialwürfel mit einem gesonderten Symbol bei der „6“ zum Anzeigen eines Erfolges. Eine kleine Änderung beim Pushen, also dem Wiederholen eines Wurfes, gibt es. Anstatt von Lebenspunkten oder wie sonst die eigentlichen Attribute als HP benutzt gibt es in Vaesen Zustände, welche sich in physische und psychische Zustände aufteilen. Beim Pushen erhält man einen Zustand, z.B. wütend, ramponiert, verwundet oder hoffnungslos. Pro Typ gibt es drei Zustände und wer alle drei eines Typs bereits hat und dann einen weiteren Zustand bekommen sollte, der ist gebrochen und erhält eine kritische Verletzung. Auch hier gibt es diverse Änderungen. So gibt es keine kritischen Verletzungen die sofort tödlich sind, man hat immer ein Zeitfenster. Zusätzlich erhält man entweder einen Defekt, den der Spielleiter einmal pro Sitzung benutzen kann, um dem Spieler einen Stein in den Weg zu schmeißen, oder eine Einsicht, die den Spieler übernatürliche Dinge tun lässt. Ich finde diese Mechanik unglaublich spannend.

Charaktere werden nach dem altbekannten Prinzip gebaut, wieder entscheidet das Alter (wie in FL) über die Zahl der Attributs- und Skillpunkte. Der Archetyp legt fest, welche Skills man bei der Erstellung höher steigern kann und welche Talente man zu Beginn wählen kann. Später kann sich jeder alle Talente (auch von anderen Archetypen) aussuchen. Das Trauma ist der Grund, warum man die Vaesen suchen kann und sorgt für mehr Hintergrund, genauso wie die Motivation. Wieder mit dabei ist das dunkle Geheimnis aus Forbidden Lands, welches gerade für den Spielleiter eine gute Hilfe ist. Die Archetypen selbst sind breit gefächert und sind allesamt sehr interessant, man kann alles vom Diener bis hin zum Privatdetektiv spielen. Neu sind die Resourcen, welche mich etwas an das Creditrating aus Call of Cthulhu erinnert. Mit Skillpunkten kann man seinen Ressourcenwert steigern. Zu Beginn einer Mission würfelt man den Wert in Würfeln und die Erfolge können dann zum Kauf von Ausrüstung genommen werden. Somit ist man immer etwas eingeschränkt und kann in der Regel nicht voll ausstaffiert und gepanzert losziehen.

Ich hatte das Hauptquartier bereits erwähnt, dieses lässt sich deutlich einfacher ausbauen bzw. handhaben als in Forbidden Lands. So gibt es wie bei XP nach jeder Mission Fragen durch die man als Gruppe Einsichtspunkte mit denen man sich dann Upgrades für das Hauptquartier erwerben kann. Hierbei gibt es drei Arten, nämlich Einrichtung, Kontakte und Personal. Für jeden ausgegebenen Punkt würfelt der Spielleiter und so kann es sein, dass sich eine Gefahr auftut, etwa ein Priester, der glaubt, dass auf dem Schloss ein verbotener Kult sein Unwesen treibt. Das Prinzip gab es ja auch schon in Forbidden Lands.

Die Vaesen selbst finde ich sehr faszinierend, ich will darauf aber nicht zu sehr eingehen, da ich nichts verderben will. Nur so viel, in der Regel lassen sich Vaesen nicht einfach töten und die Charaktere müssen entweder die Schwäche herausfinden oder den Grund warum das Vaesen da ist. Wer also einfach nur Monster schnetzeln will, der kommt in Vaesen nicht weit und sollte sich vielleicht ein anderes Spiel aussuchen.

Alles in allem macht die Alpha-Version von Vaesen schon einen sehr guten Eindruck. Es gibt noch diverse kleine Fehler und an ein paar Stellen merkt man, dass die Passagen aus einem anderen Year Zero-Engine-Spiel kopiert und noch nicht angepasst wurde. Dennoch freue ich mich auf die baldige Proberunde und dann später das fertige Werk.

2 Gedanken zu “Vaesen – Alpha-Preview

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